Der Zeit voraus – die Unfallforschung von Mercedes-Benz Trucks

07.11.2019
  • Seit 1972 arbeiten Unfallforschung und Entwicklung von Mercedes-Benz Trucks fortlaufend an Systemen zur Unfallvermeidung und an deren systematischer Weiterentwicklung
  • Die Analysen des realen Unfallgeschehens geben gemeinsam mit den regelmäßig durchgeführten Crashtests wichtige Hinweise für die sicherheitsorientierte Fahrzeugentwicklung
  • Null Unfälle sind das erklärte Ziel des von Mercedes-Benz Trucks verfolgten Konzepts der „Integralen Sicherheit“
  • Mercedes-Benz Trucks ist Pionier bei der Entwicklung von Sicherheits- und Assistenzsystemen 

Unfall auf der A8. Bei einem Ausweichmanöver ist ein Lkw von Mercedes-Benz ins Schleudern geraten und hat die Leitplanke durchbrochen. Derartige Szenarien sind erfreulicherweise selten – erst recht mit den heute verbauten Assistenzsystemen. Dessen ungeachtet ruft ein solcher Unfall stets die Unfallforscher von Mercedes-Benz auf den Plan. Sind der Halter und der Fahrer einverstanden und ist das Fahrzeug nicht von der Polizei oder Staatsanwaltschaft sichergestellt worden, erfolgt üblicherweise die Begutachtung des verunfallten Fahrzeugs nach der Bergung – ergänzt um entsprechende Recherchen bei der Polizei, den Rettungs­kräften oder dem Gutachter.

Das Vorgehen hat Tradition: Seit 1972 untersucht die Nutzfahrzeug-Unfallforschung bei Daimler Trucks deutschlandweit Unfälle von Mercedes-Benz Lkw, um daraus Optimierungsmaßnahmen für die aktive und passive Sicherheit abzuleiten. „Das reale Unfallgeschehen zeigt uns am besten den Handlungsbedarf, wo und wie wir unsere Fahrzeuge immer noch sicherer machen und es gemäß unserer Vision vom unfallfreien Fahren schaffen können, Unfälle möglichst ganz zu verhindern oder zumindest deren Folgen für alle Verkehrsteilnehmer zu mindern“, betonte Stefan Buchner, Vorstandsmitglied Daimler Truck AG und Leiter Mercedes-Benz Lkw, beim Mercedes-Benz Trucks Safety Dialogue 2019 am 7. November 2019 in Berlin.

Ganzheitliche Philosophie

Um aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen, werden im Rahmen der Unfallforschung grundsätzlich alle Informationen zum Unfallhergang, zu den beteiligten Fahrzeugen und zu den Schäden dokumentiert. Ebenso suchen die Unfallforscher nach Auffälligkeiten etwa in Bezug auf die Häufigkeit von Unfallarten, die Erkennbarkeit bestimmter Ablaufmuster oder die Verletzungen der Unfall­beteiligten. „Unsere detaillierten Untersuchungen halten wir für unerlässlich, um das Verhalten des Fahrzeugs im realen Unfall bewerten zu können“, erläutert Kay Morschheuser, Leiter Nutzfahrzeug-Unfallanalysen bei Mercedes-Benz Trucks. Nur so sei es möglich, kontinuierlich weitere Verbesserungen ins Fahrzeug einfließen zu lassen. Unverzichtbar hierfür seien auch Crashtests, wie sie Mercedes-Benz Lkw ebenfalls seit vielen Jahren systematisch durchführt.

Der Ansatz entspricht zugleich auch dem von Mercedes-Benz bereits seit vielen Jahren verfolgten ganzheitlichen Konzept der „Integralen Sicherheit“. Danach unterstützen die im Fahrzeug verbauten Systeme der passiven und aktiven Sicherheit in vier Phasen: erstens während der Fahrt, zweitens bei Gefahr, drittens bei einem Unfall und viertens nach einem Unfall.

Vorsprung durch Forschung

Was die Entwicklung von Sicherheits- und Assistenzsystemen anbelangt, nimmt Mercedes-Benz Trucks seit langer Zeit eine Vorreiterrolle ein. Zahlreiche Systeme waren dabei in den einzelnen Baureihen schon lange verbaut, bevor sie gesetzlich vorgeschrieben wurden. So führte Mercedes-Benz zum Beispiel bereits 1981 als erster Hersteller das Antiblockiersystem ABS für Lkw ein. Wenige Jahre später folgte die Antriebsschlupfregelung ASR. Zusammen mit der Einführung des ersten Actros im Jahr 1996 setzte Mercedes-Benz Trucks erneut Maßstäbe mit dem Elektronischen Bremssystem EBS. Im Jahr 2000 folgten der Abstandshalte-Assistent und der Spurassistent als weitere revolutionäre Sicherheitssysteme, 2001 dann das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP für Lkw. Zusammen mit der zweiten Generation des Actros feierten im Jahr 2002 eine Rückrollsperre als Anfahrhilfe und der Bremsassistent Premiere.

2006 läutete der Active Brake Assist (ABA) eine neue Ära für Sicherheitssysteme ein: Erstmals bremste ein Lkw selbstständig auf langsamer vorausfahrende Hindernisse. In den Folgejahren wurden die Funktionen des ABA konsequent erweitert. Heute kann der ABA 5 innerhalb der Systemgrenzen auch auf querende, entgegenkommende oder in der eigenen Spur laufende oder vor Schreck plötzlich stehenbleibende Personen mit einer Vollbremsung reagieren. Nicht vergessen werden darf schließlich der Abbiege-Assistent, der seit 2016 bei Mercedes-Benz Trucks ab Werk auf dem Markt erhältlich ist und dazu beitragen kann, Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden. Basierend auf den Analysen der Unfallforschung entstand schließlich auch die Idee zum Active Drive Assist, der erstmals in einem Serien-Lkw teilautomatisiertes Fahren erlaubt, sowie zur MirrorCam anstelle der herkömmlichen Haupt- und Weitwinkelspiegel.

So unterschiedlich die Systeme auch sein mögen, eint sie doch eines: Allesamt schaffen sie ein sicheres Arbeitsumfeld für Lkw-Fahrer und helfen innerhalb der Systemgrenzen dabei, in der Hektik des Fahreralltags kaum vermeidbare menschliche Fehler am Steuer zu kompensieren – zum Nutzen aller Verkehrsteilnehmer.

Entwicklung der Sicherheits- und Assistenzsysteme

System

Anti-lock Braking System (ABS)

Acceleration Skip Control (ASR)

Telligent Roll Control + Braking System

Lane Keeping Assist + Adaptive Cruise Control

Telligent Stability Control (ESP)

Im Angebot bei Mercedes-Benz Trucks

1981

1986

1996

2000

2001

Vom Gesetzgeber vorgeschrieben

1996

2000

2015 (Lane Keeping Assist)

2012

 

System

Active Brake Assist 1

Active Brake Assist 2

Active Brake Assist 3

Active Brake Assist 4 + Abbiege-Assistent

Active Brake Assist 5 + Active Drive Assist (ADA)

Im Angebot bei Mercedes-Benz Trucks

2006

2010

2012

2016

2019

Vom Gesetzgeber vorgeschrieben

2015

2015

2022/24 (Abbiegeassistent)